Industrialisierung

Maschinenfabrik Buckau R. Wolf in Magdeburg
Maschinenfabrik Buckau R. Wolf in Magdeburg

Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg zählt zu den ältesten Industriezentren in Deutschland. In den 1830er Jahren begann die industrielle Produktion. Die Stadt wird in den Folgejahren zum Wirtschaftszentrum im nördlichen Mitteldeutschland, da sie durch die drei privaten Eisenbahngesellschaften hervorragend per Schiene zu erreichen war, die Dampfschifffahrt auf der Elbe florierte und die Wirtschaft kräftig wuchs.

 

Durch die Wachstumsentwicklung des Hamburger Hafens wuchs der Bedarf an Lager- und Umschlagplätzen auch im Hinterland, woraufhin 1888 der Bau des Handelshafens begann. Nach siebenjähriger Bauzeit wurde 1893 dann der Handelshafen in Betrieb genommen. Für den Umschlag von Zucker und Salz erlangte er in jener Zeit den Ruf als bedeutendster Hafen. Gleichzeitig schafften sich die Unternehmen im Magdeburger Raum immer modernere Maschinen an, sodass 1861 in der Umgebung 814 Dampfmaschinen arbeiteten - nur in Düsseldorf gab es mit 918 Maschinen mehr.

Gruson-Werk in Magdeburg-Buckau um 1912
Gruson-Werk in Magdeburg-Buckau um 1912 - nach dem Krupp-Werk in Essen der zweitgrößten Waffenproduzenten Deutschlands

 

Durch die Familie Gruson wurde Buckau zum Maschinenbaustandort. Das Grusonwerk wurde nach dem Krupp-Werk in Essen zum zweitgrößten Waffenproduzenten in Deutschland. Im gleichen Zeitraum siedelten sich weitere bekannte Maschinenbauunternehmer in Magdeburg an. Beispielsweise eröffneten 1828 die „Magdeburger Dampfschiffahrt-Companie“ und die Maschinenfabrik „Alte Bude“. Durch die Erweiterung des Schienennetzes in Magdeburg vergrößerte sich die Wirtschaft zunehmend. 1850 gründete Bernhard Schäffer das Armaturenwerk „Schäffer & Budenberg“, Rudolf Ernst Wolf eröffnete 1862 eine Maschinenfabrik (1928 Fusion zur Maschinenfabrik Buckau R. Wolf), welche neben der Armaturenfabrik Polte zu den führenden Munitionsfabriken wurde, und 1886 nahm Fahlberg-List die weltweit erste Saccharinfabrikation auf. In der Gründerzeit erfuhr Magdeburg einen weiteren großen wirtschaftlichen Entwicklungsschub und weitere Unternehmen siedelten sich an.

Erster Weltkrieg und Weimarer Republik

Magdeburgs Schwerindustrie verdiente sehr gut am Ersten Weltkrieg. Unternehmen fingen an ihre Produkte zu ändern, so produzierte die Bonbonmaschinenfabrik Lichtenberg statt Bonbons auf einmal Geschosshülsen, die Nähmaschinenfabrik Mundlos produziert Bajonette. Aufgrund der vielen Fabriken zogen zahlreiche Menschen aus den Dörfern nach Magdeburg, ganze Siedlungen am Stadtrand wurden durch Architekten wie Bruno Taut und Otto Richter errichtet. Nach Kriegsende gehörte Magdeburg mit über 300.000 Einwohnern zu den 20 größten Städten Deutschlands. Jedoch erfuhr die Magdeburger Wirtschaft eine Krise, da die Rüstungsbetriebe auf zivile Produkte umstellten und viele Mitarbeiter entlassen müssen. Durch den Bau des Mittellandkanals und eines neuen Industriegebiets im Norden sollte Abhilfe geschaffen werden. Außerdem entstand der Kanalhafen, Magdeburgs größter Hafen. 1927 wurden im Rotehornpark für die Deutsche Theaterausstellung Ausstellungshallen, die Stadthalle und ein Aussichtsturm errichtet. Das Messegelände machte Magdeburg in den Folgejahren zu einem führenden Messeplatz.

Drittes Reich

Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 wird in den 1940er Jahren die Wirtschaft landesweit auf Kriegswirtschaft umgebaut. Sie soll unabhängig von ausländischen Rohstofflieferungen werden. Dies bringt einen Aufschwung für die mitteldeutsche Chemie- und Braunkohleindustrie. Durch den Bau der Reichsautobahn und der Fertigstellung des Mittellandkanals sinken in Magdeburg die Arbeitslosenzahlen. Das Polte-Werk wird zum größten Munitionshersteller Europas. Die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke werden zu einem der größten Hersteller von Flugzeugmotoren. Dort wurden 1944 die ersten Düsentriebwerke in Serie gebaut. Die Krupp-Grusonwerke entwickeln den Panzerkampfwagen I. 4.800 Panzer wurden bis zum Kriegsende an die Wehrmacht ausgeliefert.

 

Die Rüstungsproduzenten Polte mit 12.000 Beschäftigten, Krupp-Gruson mit 10.000 Beschäftigten und Junkers mit 15.500 Beschäftigten bildeten mit dem Treibstoffhersteller BRABAG eine der kriegswichtigsten Ballungsgebiete von Produktionsstätten. Dies machte Magdeburg zu einem wichtigen Ziel der alliierten Luftangriffe. Die Stadt wurde am 16. Januar 1945 durch einen Luftangriff zerstört, 90 % der Innenstadt und 60 % der gesamten Stadt waren betroffen. Etwa 2.000 bis 2.500 Menschen kamen um ihr Leben.

Nachkriegszeit und Wende

Die Wirtschaft nach dem Krieg im neugebildeten Bezirk Magdeburg war einerseits durch großflächige Landwirtschaft in der Börde und Altmark geprägt, andererseits durch die Schwermaschinenkombinate, weswegen Magdeburg in der DDR als „Stadt des Schwermaschinenbaus“ galt. Das Grusonwerk wurde Mitte 1946 zunächst eine Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG), Ende 1953 mit 11.500 Mitarbeitern zum VEB Schwermaschinenbau „Ernst Thälmann“ und schließlich 1969 zum Schwermaschinenbau-Kombinat „Ernst Thälmann“ (SKET). Weitere Maschinenbaubetriebe waren die VEB Schwermaschinenbau „Karl Liebknecht“ oder die VEB Schwermaschinenbau Georgi Dimitroff, in welchen die zahlreichen Maschinenbaufirmen aus der Zeit vor 1945 zusammengefasst wurden. Bis 1953 trugen die Magdeburger Großbetriebe als SAG-Betriebe zur Erfüllung der Deutschland auferlegten Reparationsverpflichtungen bei. 1990 konnten viele 1972 enteignete Betriebe wieder in Privathand geführt werden.

 

Doch im Zuge der Wende hatten die großen Industriekombinate schwere strukturbedingte Schwierigkeiten beim Übergang in die Soziale Marktwirtschaft und brachen zusammen, weil ihre technischen Anlagen meist veraltet waren, sie durch einen hohen Einsatz von Arbeitskräften geprägt waren und schwere Umweltschäden verursachten. Dies sorgte für einen Verlust von mehreren Tausend Arbeitsplätzen. Erst Jahre später erholte sich die Region langsam und konnte eine stetige wirtschaftliche Erholung vorweisen. Auch einige der großen Schwermaschinenkombinate wie das SKET konnten in veränderter Form überleben und haben sich bis heute größtenteils erholt. Die Strukturschwäche der Region im Vergleich zu den alten Bundesländern bleibt jedoch bestehen, was sich auch im hohen Leerstand der ehemaligen Industriegebiete ausprägt.

Heue ist Magdeburg eine Stadt im Aufbruch.

Quelle: Wikipedia / Wirtschaft in Magdeburg

Kontakt:

 

Magdeburg - Stadt des Maschinenbaus. Viele Unternehmen sind heute verschwunden, wie auch die Möller & Schulze A.G. Magdeburg-Neustadt (später VEB Chemieausrüstungen Magdeburg). Zumindest virtuell soll ein Stück Magdeburger Industrie-Geschichte wieder lebendig werden.

*Alle Bilder sind Urheberrechtlich geschützt.